Straßenspaß

Kommst du spielen?

Kommst du spielen? Das fragten gleich zu Beginn der Sommerferien die Kinder aus der Straße fast jeden Abend alle aus der Nachbarschaft. Am Anfang mussten sie noch hartnäckig sein, bis sie genügend Mitspieler zusammen getrommelt hatten. Dann aber fand sich nahezu täglich fast ohne Verabredung eine Gruppe auf der Straße ein, die zum Glück nicht viel befahren wird. Irgendeiner parkte sein Auto woanders hin, um Platz zu schaffen, und mit Kreide wurde flugs ein Spielfeld auf den Asphalt gezeichnet. Dann ging es los: Völkerball. Vom I-Dötzchen bis zum ergrauten Herrn über 70 – alle waren mit roten Wangen dabei. Regeln? Die kannte fast jeder. Wirklich wichtig waren sie ohnehin nicht. Es ging um Spaß und davon gab es reichlich, gemessen an der Lautstärke der Kommentare auf dem Spielfeld. Nachbarn, die nicht mitspielten, hingen lächelnd in ihren Fenstern. Keiner beschwerte sich über den Radau. Kleidung? Egal. Die eine kommt im Kleid, der nächste barfuß, der späteste in Büro-Uniform. Sein Jackett parkte so lange im Gebüsch, bis es dunkel wurde und keiner mehr den Ball erkennen konnte. Dann gab es Holundersirup, Bier und Gespräche, bis alle müde in ihre Häuser gingen. Und am nächsten Tag ging es wieder los. Bis die Kinder mit ihren Familien im Urlaub waren. Dann herrschte zwei Wochen Stille auf der Straße. Nach der Rückkehr ging es aber sofort wieder weiter: Grinsende Kinder klingelten an den Haustüren und fragten: Kommst du spielen?